Humboldt-Universität zu Berlin - Deutsch

Finalist_innen 2019

Die Dekanate treffen aus den Nominierungen innerhalb ihrer Fakultät eine Vorauswahl von maximal drei Lehrenden. Aus diesen Finalist_innen wählt die Jury den Preisträger oder die Preisträgerin des Preis für gute Lehre aus. Hier können Sie die Finalist_innen der letzten Jahre einsehen:

 

20142015  |  2016  |  2017  |  2018  |  2019  |  2020  |  2021  |  2022

 

 

Für den Preis für gute Lehre 2019 zum Schwerpunktthema „Zukunftsweisende Themen in der Lehre“ wurden insgesamt 29 Lehrende bzw. Teams vorgeschlagen. Unterstützt durch Stellungnahmen der jeweiligen Institute, Fachschaften und Dekanate wählten zunächst die Fakultäten aus den Nominierungen ihres Bereichs maximal drei Vorschläge (bzw. sechs Vorschläge im Falle der KSBF) zur näheren Begutachtung aus. Daraus resultiert die folgende Vorauswahl von insgesamt 18 Finalist_innen. Wir möchten an dieser Stelle allen Nominierten herzlich gratulieren und für Ihr Engagement in der Lehre danken!

 

Die folgenden Kurzbeschreibungen der Finalist_innen basieren auf den Vorschlagsbegründungen sowie den Stellungnahmen der jeweiligen Dekanate, Institute und Fachschaften.

 

Foto: Studio Monbijou
Foto: Studio Monbijou

Dr. Katrin Albert

Institut für Sportwissenschaft

Dr. Katrin Albert wurde für ihr Hauptseminar Vielfalt im Sport – Queerer Sport nominiert. Das Seminar beschäftigte sich mit der sportwissenschaftlich, -politisch und -rechtlich relevanten Frage, inwiefern speziell im Sport geschlechtliche Diskriminierung erfahren wird und daran anschließend auch mit der normativen Frage, wie Sport in Zukunft organisiert werden kann und soll. Damit stand ein Thema im Mittelpunkt des Seminars, welches für die überwiegend binäre Sportlandschaft vom Breiten- bis zum Leistungssport in der Sportwissenschaft zukunftsweisend ist, bisher in der Sportwissenschaft jedoch erst ansatzweise diskutiert wurde. Dr. Albert kombinierte geschickt ein noch sehr junges Forschungsfeld mit dem Konzept des Forschenden Lernens. Den Studierenden wurden theoretische Zugänge zur Beschreibung und Erklärung von Diskriminierungen im Sport vermittelt. Gleichzeitig wurden die für Masterstudierende zu erlernenden Forschungsmethoden erprobt, in dem das Seminar in Art eines kooperativen Forschungscolloquiums aufgebaut war. Frau Dr. Alberts Verständnis von Lernen als Ko-Konstruktion und aktiver (Selbstlern-)Prozess spiegelt sich im Aufbau der methodisch und in den Sozialformen abwechslungsreichen Lehrveranstaltung wider (Arbeit im Plenum, in Kleingruppen, Gruppenpuzzle, Präsentationen). Aus Sicht der Studierenden hat das Seminar zu einer Sensibilisierung hinsichtlich der Thematik und zur Förderung ihrer Kompetenzen im Forschungsprozess (z. B. Entscheidungsprozesse, Aufwand, Geltungsbereich) beigetragen.

Abb.: privat

Prof. Dr. Nadja-Christina Schneider

Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

In ihrem Seminar Digitale Gouvernementalität und Überwachungskapitalismus wurden die Verflechtungen von Kapitalismus, Gesellschaft und Digitalisierung verdeutlicht. Im Zentrum standen die derzeitige (globale) Herausforderung von digitaler Gouvernementalität und Überwachung. Das Ziel war es, den gesellschaftlichen Diskurs und die eigene Position kritisch zu hinterfragen. Die Lehrende bemühte sich, den Studierenden zu zeigen, wie universitäre Forschungsthemen auch außerhalb des Seminarraums besprochen werden. Dabei legte Frau Schneider einen Fokus auf Forschendes Lernen und integrierte die Studierenden schon früh in den Forschungszyklus. Ihr Ziel war dabei, den forschenden Habitus der Studierenden zu stärken, sie aktiv einzubeziehen und dabei die persönlichen Fähigkeiten zu fördern. Gemeinsam mit den Studierenden werden je individuell Meilensteine im Arbeitsprozess festgelegt. Prof. Schneider unterstützt die Feedbackkultur und legt Wert darauf, genau zuzuhören und sich in der Rolle als Lehrende immer auch selbst kritisch zu hinterfragen.

Foto: Teresa Marenzi und Daniel Bachler, IconoclashPhotography
Foto: Teresa Marenzi und Daniel Bachler, IconoclashPhotography

Dr. Katja Müller-Helle

Institut für Kunst- und Bildgeschichte

Dr. Katja Müller-Helle wurde für das MA-Seminar Was ist Kritik? nominiert. Ziel des Seminars war es, die Studierenden mit der Entwicklung von kritischem Denken sowie mit Formaten und Praktiken der Kritik vertraut zu machen. Der Lehrenden war es wichtig, ein Angebot zu schaffen, das es Studierenden ermöglichte, in die heutige Debattenkultur und Praxis von Kultur-, Literatur- und Kunstkritik einzusteigen. Dabei griff Frau Müller-Helle auf sehr aktuelle Beispiele zurück, wie beispielsweise Kritik im digitalen Zeitalter auf Social Media oder im Journalismus-Betrieb. Insbesondere ihre Methoden wurden positiv hervorgehoben: So wurden die Studierenden durch eigene Inputs oder die digitale Lernplattform iversity.org aktiv in die Gestaltung des Seminars eingebunden. Durch den Arbeitsauftrag, vor jeder Sitzung Lektüre-Kommentare hochzuladen, entwickelten sich oft schon online spannende Diskussionen. Auch der zweiwöchige Rhythmus mit längeren Sitzungen führte zu einer besonders konzentrierten und anregenden Arbeitsatmosphäre, die insgesamt als sehr „inklusiv, offen und diskursiv“ beschrieben wurde.

 

Dr. Sebastian Lange

Institut für Sozialwissenschaften

Das Seminar Politische Theorie des Klimawandels des Wintersemester 2019/20 gab Bachelorstudierenden die Gelegenheit, sich mit dem aktuellen Thema des Klimawandels und den Gründen für die seit vier Jahrzehnten festzustellende Unwirksamkeit der Klimapolitik aus politikwissenschaftlich-theoretischer Perspektive zu beschäftigen. Der Seminarplan integrierte ideengeschichtliche (u.a. Alexander von Humboldts frühe Beobachtungen zum Verhältnis von Klima und Mensch), naturwissenschaftliche (IPCC), anthropologische, ökonomische, (risiko-)soziologische und politologische Perspektiven. Didaktisch entschied sich der Lehrende für eine Kombination aus Diskussionen im Plenum und Präsentationen durch Referatsgruppen, so dass die einzelnen Seminarsitzungen durch gemeinsame Diskussionen des jeweiligen Sitzungsthemas und die Einordnung des Themas in den Seminarkontext bestimmt wurden. Die außerordentlich große Nachfrage nach der Lehrveranstaltung bestätigt den Eindruck, dass dieses Thema von den Studierenden als besonders zukunftsweisend und relevant erachtet wurde. Positiv hervorgehoben wurde von den Studierenden die ergebnissichernden Zusammenfassungen nach jeder Sitzung. Hervorzuheben ist, dass in einzelne Seminarsitzungen auch zivilgesellschaftliche Akteur*innen (Fridays for Future, Extinction Rebellion eingebunden waren, um den Studierenden die Gelegenheit zum kritischen Dialog zu geben.

Foto: Peter Sörries
Foto: Peter Sörries

Christina Stehr, M.A.

Servicezentrum Forschung

Christina Stehr wurde für ihre Lehrveranstaltung Humboldts Wagniswerkstätten – Kreativ- und Innovationsmethoden für die Berufswelt und Gründung nominiert. Gegenstand der Veranstaltung war es, den Teilnehmenden Kompetenzen des kreativen Denkens und Handelns und komplexes Problemlösen anwendungsorientiert näherzubringen. In der didaktischen Umsetzung wurde eine enge Verzahnung von methodisch-theoretischen Grundlagen und deren Transfer in die Praxis gewählt. Um einen Praxisbezug herzustellen, wurden externe Praxispartner einbezogen. Zielgruppe waren Studierende verschiedenster Fachbereiche mit unterschiedlichen Wissenshintergründen. Die Herausforderung der besonders heterogenen Gruppen konnte in der Veranstaltung als Chance genutzt werden, indem Perspektivenvielfalt durch teambasiertes Lernen erzeugt wurde. Durch den Werkstattcharakter der Veranstaltung trug Frau Stehr dazu bei, dass Studierende Innovations- und Kreativkompetenzen für die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts selbstorganisiert entwickelten. Ihr innovatives Lehrangebot ordnete sich nicht der akademischen Lehre zu, sondern übermittelte den dritten Baustein der Universität, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie Wirtschaft.

Foto: 20190903_ECDF_STAAB
Foto: 20190903_ECDF_STAAB

Prof. Dr. Philipp Staab

Institut für Sozialwissenschaften

Prof. Dr. Phillip Staab wurde für das Seminar Zukunft der Arbeit im digitalen Kapitalismus am Institut für Sozialwissenschaften nominiert. In diesem Seminar setzten sich die Studierenden mit der Zukunft der Arbeit im Kontext der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auseinander. Dabei legte der Lehrende großen Wert darauf, die Studierenden aktiv miteinzubinden und neben Theorie auch konkrete Methoden zu vermitteln. Besonders hervorgehoben wurde, neben der sehr gelungenen Grundlagenvermittlung, eine Feldexkursion zu einem Kongress, auf dem verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenkamen. Hier konnten die Studierenden bei der Aushandlung und Produktion von Zukunft dabei sein. Anschließend wurde das Beobachtete im Seminar reflektiert. Ziel war es, die Studierenden für die Betrachtung von soziologischen Themen und Zusammenhängen zu motivieren. Dem Lehrenden ist es wichtig, dabei die Persönlichkeit und individuellen Interessen der Studierenden zu fördern und zu stärken.

Foto: privat
Foto: privat

Prof. Dr. Christoph-Martin Geilfus

Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften

Für sein Studienprojekt Studierende schreiben Lehrbuch für Studierende und Gartenbauer wurde Prof. Christoph-Martin Geilfus nominiert. Kern des Projekts war es, gemeinsam ein Gartenbaulehrbuch zu schreiben, bei dem es darum ging, Anleitungen zur optimierten Kultivierung von Gemüse einem breiten Publikum bekannt zu machen. Denn was nicht viele wissen, die neuen klimatischen Bedingungen wie Hitze, Dürre und Starkregen können positiv genutzt werden, um die Qualität des Gemüses, die Inhaltsstoffe zu erhöhen. Dieser Aufgabe sind die Studierenden anhand englischsprachiger Forschungsliteratur nachgegangen und haben ihr Wissen anschließend in einzelnen Artikeln allgemeinverständlich und anwendungsnah u.a. für den praktischen Gemüseanbau dargelegt. Die Studierenden betonen, dass sie hierbei vom Feedback der anderen Studierenden und des Lehrenden sehr profitiert hätten und dass sie durch ihre Recherchen und ihren Schreibauftrag selbst zu Expert*innen in diesem Gebiet geworden seien. Eigentlich müsste es ihrer Meinung nach für jedes Fachgebiet eine solche Initiative geben. Das Buch ist im Verlag SpringerNature erschienen und trägt den Titel „Controlled Environment Horticulture ― Improving Quality of Vegetables and Medicinal Plants“.

Foto: Jens Gyarmaty
Foto: Jens Gyarmaty

Prof. Dr. Jule Specht

Institut für Psychologie

Prof. Dr. Jule Specht wurde mit der Lehrveranstaltung Gesellschaftlicher Zusammenhalt aus persönlichkeitspsychologischer Perspektive (Wintersemester 2019/2020) nominiert. Frau Spechts Seminar wandte sich an Bachelor- und Masterstudierende mit Interesse an der Verknüpfung von Persönlichkeitspsychologie und dem bisher vor allem in den Politik- und Sozialwissenschaften thematisiertem Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Verknüpfung knüpft an die gesellschaftliche Sorge an, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland gefährdet sein könnte. Großen Wert legte Frau Specht darauf, die Psychologie als Fach bei der Beantwortung großer gesellschaftlicher Fragen einzubringen. Zentral für dieses Vorgehen war die Bearbeitung von Forschungsprojekten, für die die Studierenden eigene innovative Fragen stellen konnten. Hierdurch wurde die Veranstaltung sehr forschungsnah. Die Studierenden konnten in ihrem Studienfach Psychologie Erfahrung bei der Entwicklung und Bearbeitung eigener Forschungsfragestellungen sammeln. Über die Lehrveranstaltung hinaus haben Studierende die Möglichkeit erhalten ihre Forschungen in einer von Frau Specht geleiteten Arbeitsgruppe weiterzuentwickeln und vertiefend zu erforschen. Besonders positiv hoben die Studierenden Frau Spechts Engagement in der Begleitung der Projekte hervor und die starke Integration politischer und gesellschaftlich relevanter Themen. In der Bearbeitung dieser Projekte konnte der Umgang mit Theorien und Methoden der Persönlichkeitspsychologie als auch mit fachfremder Literatur erlernt und eine Aktivierung über die bloße Wissensvermittlung erreicht werden.

Foto: privat
Foto: privat

Prof. Dr. Manuel Voelkle

Institut für Psychologie

Die Methodengruppe Berlin (methods-berlin.com) unter der Leitung von Prof. Dr. Manuel Voelkle hat es sich zum Ziel gesetzt, die empirische Forschung in den Sozial- und Lebenswissenschaften zu verbessern. Unter dem Leitsatz „Hilfe zur Selbsthilfe" unterstützt sie vor allem Studierende der Psychologie bei der Anwendung und Entwicklung moderner quantitativer Verfahren. Gesellschaftliche Herausforderungen wie der Umgang mit (Des-)Informationen, Datensicherheit, Künstliche Intelligenz oder Big Data erfordern einen adäquaten Umgang mit empirischen Daten. Um der wachsenden Bedeutung von „Quantitative Literacy" in der Lehre besser gerecht zu werden, bietet die Methodengruppe Berlin zwei Lösungsansätze: (1) Durch persönliche Methodenberatungen wird die bestehende Lehre punktuell und bedarfsorientiert erweitert. (2) Auf der neu entwickelten Online Lernplattform für das statistische Programmpaket R haben Studierende die Möglichkeit, kleinschrittig und detailliert erklärt, grundlegende Fertigkeiten zu erwerben, die essenziell für das Arbeiten mit R sind. Für weitere Informationen, siehe:

Voelkle_logo_deutsch.png

Abb.: privat
Abb.: privat

Dr. Katharina Wieland

Institut für Romanistik

Dr. Katharina Wieland wurde für ihre Lehrveranstaltung Problemfelder des Fremdsprachenlehrens und -lernens: Medienkompetenz im Fremdsprachenunterricht am Institut für Romanistik nominiert. Die Veranstaltung thematisierte Medien im modernen Fremdsprachenunterricht. Studierende des Lehramts bekamen zum einen umfangreiche Methoden für den Umgang mit neuen Medien an die Hand. Zum anderen befähigte das Seminar die Studierenden selbst die erlernte Medienkompetenz an ihre zukünftigen Schülerinnen und Schüler weiterzugeben. Frau Wielands Lehre zeichnete sich durch drei hervorzuhebende Merkmale aus. Basis war der Theoriebezug durch die intensive Auseinandersetzung mit fachdidaktischer Literatur und Forschung, welcher durch die selbstständige Unterrichtskonzeption der Studierenden ergänzt und durch Peer-Feedbackmethoden vervollständigt wurde. Die Ausrichtung der Lehre an den Bedürfnissen der Studierenden durch ihre Einbeziehung in Planung und Gestaltung ermöglichte den Studierenden Autonomie und Selbstständigkeit. Das didaktische Handeln der Lehrperson selbst fördert einerseits die reflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen didaktischen Handeln der angehenden Lehrkräfte, andererseits wurde den Studierenden so eine transparente und professionelle Lehre vorgelebt, so dass Handlungsmuster für die eigene Lehre der Studierenden übernommen werden konnten. Als didaktisches Mittel diente das Format des Blended Learnings, in der eine Variation aus verschiedenen Sozialformen (Einzelarbeit online, Gruppenarbeit in der Präsenzveranstaltung) unterschiedliche Lernprozesse förderte.

Foto: Gunnar Teuber
Foto: Gunnar Teuber

Prof. Dr. Manja Stephan-Emmrich

Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Prof. Dr. Manja Stephan-Emmrich wurde für das Methodenseminar Dinge, Dienstleistung und Konsum: Spirituelle Ökonomien religiösen Unternehmertums in Berlin und Nur-Sultan nominiert. Das Seminar fand im Rahmen einer Lehrkooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und der Nazarbaev University Nur-Sultan, Kasachstan, statt und wurde auf zwei Semester angelegt. Untersucht wurde das Zusammenspiel neuer Formen von Religiosität und Moral in unternehmerischen Arbeitsfeldern. Berlin und Nur-Sultan sind zwei spezifische und säkularisierte urbane „Forschungssettings“ und wichtige Handelszentren. Im ersten Semester vermittelte Frau Stephan-Emmrich zunächst die methodischen Grundlagen der anthropologischen Feldforschung, die dann im zweiten Semester praktisch angewendet werden konnten. Das Vermitteln von Kompetenzen des Forschenden Lernens und der Förderung eines forschenden Selbstverständnisses schon (teils) sehr früh im Studium motivierte die Teilnehmenden sehr. Dabei wurden die empathische und reflektierende Art der Lehrenden hervorgehoben. Vor allem wurde der Austausch mit anderen Studierenden als sehr bereichernd wahrgenommen und regte den Wunsch zu mehr internationalen Lehrkooperationen an.

Foto: privat
Foto: privat

Dr. Robert Kitzmann

Geographisches Institut

Die Vorlesung Gesellschaft und Raum war Bestandteil des Bachelor-Moduls Humangeographie I und vermittelte den Studierenden einen ersten Einblick in wichtige Themen der Bevölkerungs- und der Stadtgeografie. Die Studierenden setzten sich mit aktuellen demografischen Megatrends auseinander, die zu weitreichenden Transformationsprozessen in allen gesellschaftlichen Bereichen unseres Lebens führen. Migrationsbewegungen und die Stadt als menschlicher Lebensraum sind dabei nur zwei von vielen relevanten Zukunftsthemen, die in der Vorlesung adressiert wurden. Dr. Kitzmann verfolgte in seiner Lehrveranstaltung mit bis zu 170 Studierenden den Ansatz einer integrativen Vorlesung und verknüpfte akademisches Wissen mit aktuellen gesellschaftlichen Prozessen. Im Zentrum des didaktischen Konzepts stand dabei ein gemeinschaftlicher Lern- und Wissensaustauschprozess. Die Studierenden sollten nicht nur komplexe Zusammenhänge in verständlicher und anschaulicher Weise vermittelt bekommen, sondern auch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen angeregt werden. Hierzu wurden nicht nur tagespolitische Debatten aufgegriffen, sondern die Relevanz der Themen für die Studierenden auch durch Exkursionen erlebbar gestaltet.

Foto: privat
Foto: privat

Foto: privat
Foto: privat

Dr. Anne Mihan und Reza Mirdadi

Institut für Anglistik und Amerikanistik

Dr. Anne Mihan wurde für das Seminar Perspektiven fremdsprachendidaktischer Forschung: Issues of Race and Racism in the EFL Classroom am Institut für Anglistik und Amerikanistik nominiert. Das Seminar, das sie unter Mitarbeit von Reza Mirdadi durchführte, beschäftige sich mit der vielschichtigen Reflexion der Wirkmacht von Rassismus in Bezug auf das deutsche Bildungssystem. Schüler*innen, die nicht als „weiß“ gelesen werden oder einen Migrationshintergrund haben, müssen größere Anstrengungen unternehmen, um hohe Bildungsabschlüsse zu erzielen und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben als andere Schüler*innen. Die Lehrende legte großen Wert darauf, dass die Seminar-Teilnehmer*innen sensibilisiert wurden für die historische Bedingtheit und gegenwärtige Wirkmacht von Rassismus und dass sie wissenschaftliche Perspektiven kennenlernen, um gesellschaftliche Phänomene rassismuskritisch zu analysieren. Dabei wurde das Lehrkonzept von Dr. Mihan besonders hervorgehoben: Zum einen unterrichtete sie im Team mit Reza Mirdadi, Trainer für Diversity und rassismuskritische Bildung, und ermöglichte den Teilnehmer*innen dadurch einen internen „Sensibilisierungsworkshop“. Zum anderen führte sie die Studierenden an die Methode der kritischen Auto-Ethnographie heran, welche die Studierenden motivieren sollte, die eigene Involviertheit in rassistische Strukturen kritisch zu reflektieren und diese Methode als rassismuskritisches Analysewerkzeug einzusetzen. Dieses qualitative Werkzeug ist in der deutschsprachigen fremdsprachendidaktischen Forschungslandschaft noch wenig bekannt, hat aber zukünftig großes Potenzial.

 

Anna von Rohden und Selina Sellemerten

Lehrstuhl f. öff. Recht und Geschlechterstudien

Die von den Studierenden Anna von Rohden und Selina Sellemerten im Rahmen eines Q-Tutoriums angebotene Lehrveranstaltung hieß Femizide in Deutschland. Zu beobachten ist aktuell, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema in Deutschland deutlich weniger stark präsent ist als in anderen Ländern, obwohl die Statistik des Bundeskriminalamts zeigt, dass es auch in Deutschland ein strukturelles Problem der Eskalation von Gewalt gegen Frauen gibt. Inhaltlich beschäftigte sich das Seminar mit der Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von (häuslicher) Gewalt gegen Frauen von 2017 (Istanbul Konvention), die seit 2018 in Deutschland gilt, und mit den rechtlichen Defiziten dieser Konvention. Didaktisch wurde ein Graswurzel-Ansatz gewählt, um den Seminarverlauf zu gestalten. So wurde das Tutorium mit einer Ausstellung (Zeitungsartikel, wissenschaftliche Texte und Fotos zum Thema) eröffnet, darauf aufbauend wurde der weitere Seminarverlauf gemeinsam geplant. Die Teilnehmenden, die aus verschiedenen Studiengängen kamen, haben zu selbstgewählten Themen Vorträge gehalten, so dass für die Studierenden im Verlauf ein interdisziplinärer Blick auf das Thema entstand. Es wurde eine Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglicht, indem die Seminargruppe an unterschiedlichen Veranstaltungen zum Thema teilgenommen hat (Demonstration, Podiumsdiskussionen, Filmabende, zivilgesellschaftlichen Fachkonferenz). Durch den Praxisbezug boten sich den Teilnehmenden Einblicke in verschiedene Berufsfelder im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt, so dass sich die Studierenden auch mit mögliche Berufsperspektiven beschäftigt haben. Ein direktes Produkt der Lehrveranstaltung ist ein von den Teilnehmenden entwickelter Einführungs-Workshop in die Thematik, der auch über die Lehrveranstaltung hinaus angeboten werden soll.

Foto: Alex Tran
Foto: Alex Tran

Prof. Gretchen Bakke

Institut für Europäische Ethnologie + Integrative Research Institute on Transformations of Human Environement Systems (IRI THESys)

Frau Prof. Dr. Gretchen Bakke wurde für ihr Masterseminar Anthropology of Waste nominiert. Das Seminar stellte hohe Anforderungen an die Studierenden, da von fachspezifischer Theoriearbeit über praktische Feldforschung in Form von Gruppenausflügen bis zur Erarbeitung unterschiedlicher Präsentationformate der Prozess wissenschaftlichen Forschens und Publizierens exemplarisch im Rahmen dieses Seminars durchlaufen wurde. Positiv hervorgehoben wurde von den Studierenden das interdisziplinäre und kooperative Vorgehen. Frau Bakke versteht sich laut eigener Aussage gleichermaßen als Teilnehmerin an ihrem eigenen Seminar, wie auch als Dozentin. Diese Haltung ermögliche eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und ermutige auf diese Weise die Studierenden zu Experimenten und eigenständigem kreativen Arbeiten mit ungewissem Ausgang. Das Studiendekanat hebt als besonders vorbildlich den Aspekt der Wissenschaftskommunikation hervor, da ein wichtiges Seminarziel in der Gestaltung einer Ausstellung bestand und so die Studierenden von Beginn an aufgefordert waren, die Frage nach der Kommunizierbarkeit der Forschungsergebnisse in ihre Überlegungen mit einzubeziehen. Die Nutzung verschiedener Medienformate (Fotografie, Film, Podcasts) und die Verknüpfung einer wissenschaftlichen Fragestellung zum Thema „Müll“ mit der aktuellen Problematik der Klimakrise wurde von Seiten des Instituts als besonders lobenswert erachtet.

Foto: Matthias Heyde
Foto: Matthias Heyde

Prof. Dr. Christoph Schneider

Geographisches Institut

Die Vorlesung Klimatologie von Prof. Schneider ist zentraler Bestandteil des Bachelor-Pflichtmoduls Physische Geographie I und thematisiert den Aufbau des globalen Klimas sowie den anthropogenen Klimawandel. Mit großem Engagement und Kreativität gelang es Prof. Schneider die komplexen wissenschaftlichen Zusammenhänge dieses wichtigen Zukunftsthemas für die Studierenden verständlich, spannend und praxisnah zu vermitteln. Prof. Schneider verstand seine Aufgabe als Lehrender vor allem darin, die fachliche Neugierde und den Forscher*innengeist der Studierenden zu wecken. Hierzu kombinierte er das Präsenzstudium wirkungsvoll mit Online-Lehrelementen und integrierte ein breites Spektrum an digitalen Medien in die vielfältigen semesterbegleitenden Übungsformate. Hierdurch entstanden Freiräume für eine intensivere persönliche Interaktion mit den Studierenden während der Präsenzzeit. Auch innerhalb des Vorlesungsszenarios mit 160 Teilnehmenden suchte Prof. Schneider den direkten Dialog mit den Studierenden und setzte u.a. Audience Response Systeme ein, um Feedback zum Lernfortschritt der Studierenden zu erhalten. Zudem wurden Videoaufzeichnungen aller Vorlesungen im Moodle-Kurs zur Verfügung gestellt, von denen insbesondere Studierende mit außeruniversitären Verpflichtungen oder Lernhandicaps profitierten. Seine vielfältigen Erfahrungen im Bereich digitaler Lehre gab Prof. Schneider im Rahmen verschiedener Arbeitsgruppen regelmäßig an Kolleg*innen weiter und engagiert sich so auch über sein Fachgebiet hinaus für eine zukunftsweisende Lehre an der Humboldt-Universität.

Foto: privat
Foto: privat

Dr. Selma Bidlingmaier

Institut für Anglistik und Amerikanistik

Dr. Selma Bidlingmaier wurde für das Seminar Cinematic Chinatowns: Rendering and Resistance am Institut für Anglistik und Amerikanistik nominiert. Gegenstand der Veranstaltung war die filmische Repräsentation von Chinatowns und den damit verbundenen Fragen nach den Darstellungen von diskursiven und „imaginären“ Räumen. Dabei wurde verdeutlicht, wie „othered spaces“ funktionieren und wie Studierende diese Räume kritisch betrachten können. Dies ist angesichts der Globalisierung und zunehmenden kulturellen Diversität von Räumen überaus aktuell. Im Zentrum des Seminars standen nicht nur die kritische Analyse filmischer Beispiele und Exkursionen, sondern auch die aktive Beteiligung der Studierenden. Der Lehrenden ist es wichtig, die Studierenden in ihren Forscher*innen-Rollen zu stärken und den Seminarraum offen und interaktiv zu gestalten. Hervorgehoben wurde ihre Fähigkeit, Theorie und Praxis, Repräsentation und Raum sowie Ästhetik und soziales Miteinander durch das gesamte Seminar hindurch zu verknüpfen und gleichzeitig ein offenes und innovatives Lernklima zu schaffen.

Foto: Jennifer Sanchez
Foto: Jennifer Sanchez

Foto: privat
Foto: privat

Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani und

Prof. Dr. Silvy Chakkalakal


Institut für Europäische Ethnologie und Institut für Anglistik und Amerikanistik

Die beiden Lehrenden haben das Seminar „Politics of/with/through the Archive“ gemeinsam am Institut für Europäische Ethnologie angeboten. Im Zentrum stand die Archivarbeit, wobei über ein traditionelles Archivverständnis hinausgehend nicht nur universitäre oder museale Archive betrachtet worden sind, sondern auch „Community Archives“ und Archive in diversen Medien wie zB. Internet (Online-Plattformen), Film und Literatur. In Bezug auf die Gestaltbarkeit von Zukünften wurden kritische Fragestellungen zu Repräsentation, Kanon, Kuration und koloniale Aufarbeitung entwickelt und diskutiert. Neben dem Unterrichten und Einüben eines akademischen Methodeninstrumentariums betonen die Dozentinnen, dass ihnen besonders die Förderung von kreativem und selbstreflektivem Arbeiten im Sinne des „Forschenden Lernens“ am Herzen liege. Die Fakultät begründet ihre Nominierung damit, dass es den Lehrenden gelungen sei, das Archiv und den gesellschaftlichen Umgang damit als kulturellen Ort in seinen diversen Erscheinungsformen zu thematisieren und damit als Metapher für die Identitätskonstruktion von Gesellschaften und Individuen zu verstehen. Mit dieser transdisziplinären Herangehensweise sei das Thema vorbildlich als Forschungs- und Experimentierfeld für die Studierenden fruchtbar gemacht worden. Das Institut hebt die Zusammenarbeit mit dem innerhalb des Princeton HU Strategic Partnership Grant geförderten Forschungsprojekts „Re - Imagining the Archive: Sexual Politics and Postcolonial Entanglements“ hervor, von dem die Studierenden in diesem Fall unmittelbar durch die Zusammenarbeit mit DoktorandInnen profitieren konnten.